Addendum: Ich habe mir den Film angeschaut, um ein Bild davon zu haben - Kriterienfreie Kritik eines Buches über dessen Titel ist blind, wenn es nicht um eindeutiges geht (echter Snuff, o.ä. muss man nicht gucken, um dazu was zu sagen). Ein Film der kontrovers ist, fällt in den Bereich und er ist ganz klar kontrovers. Die Grenze ist zwar da aber nicht endeutig - in Rom war schlimmeres los und war sozialsystemisch erwünscht, viele der ganzen NS-“Dokus”, die den ganzen Tag über irgendwo laufen, gehen schon eher ins Mundo-Genre und in England sind fast alle Spencer/Hill-Filme ungeschnitten verboten weil Head-Butts vorkommen. Die Gesellschaften ergeben über Gruppenethiken und systemische Effekte ihre Gesetze und damit auch, was für sie okay ist und was nicht. “Ein andalusischer Hund” - Dalí und Benuel; anfang 20.JH - hinterfragt keiner, dabei ist so einiges krasses dabei.
Deswegen gehe ich grundsätzlich neutral an Dinge heran, die warum auch immer im Graubereich (von mir aus Anthrazit), umherdümpeln. Was eindeutig im Schwarzen ist (Propaganda, realer Snuff, etc pp) fällt da raus - Das ist ganz klar im Ömmel.
Ich finde auch, dass “A Serbian Film” künstlerisch nicht so hochwertig ist, dass er die “Berechtigung” bekäme als Kunst betrachtet zu werden. Das ist sogar bei der VG-Trilogy, die um Längen heftiger ist, eher erfüllt. Also: Kunst-Argument fällt erstmal flach. Die “markenten Szenen” in “A Serbian Film” hätte man auch anders drehen können, so dass sie nicht so offen darstellen. Da wäre sogar Kunstfertigkeit verwendet worden. Der Plot ist wirklich sehr clever gestaltet und fein gearbeitet - schlägt manche Blockbuster. Es ist hervorragend gespielt, die Rollen und Details zudem authentisch, die Kamera-Arbeit ist bestens, etc pp. Es hätte dem Film wirklich besser getan, wenn die “Prägnanz” mancher Szenen anders dargestellt worden wäre - da wäre Plot und Co nicht durch die Exploitation sabotiert und der Film wäre in der oberen Liga.
So wie der Film ist, spaltet er die Leute in 3 Lager:
Pro, Contra und Perspektivenwechsler (Kriterien aufspalten und Analyse von Bewertung trennen können)
In manchen Foren sind sich die Leute am zoffen und werden persönlich - das finde ich krasser als den Film. Solange man nicht einander persönlich wird, geht’s auch kontrovers. Ich erwähne das hier, weil ich aus Erfahrung weiss, dass es schnell passieren kann, dass man persönlich wird - davon rate ich dringend ab! Der Film schwebt im Raum - also kann das passieren.
Bei Saw (erster Teil) haben auch schon viele gemeint, wer sich sowas einfallen lassen kann sei “krank” (unreflektiertes und bewertendes Hauptargument, inklusive persönlichem Angriff - das ist keine Meinungsäusserung), und schlimmer: Wer den Film gut fand oder reflektiert Meinung anhand von Kriterien stellt und “auch nur eines Pro” war, wurde sofort die Person stets als Pro betrachtet und sofort ebenso als “krank” betitelt.
Also: Vorsicht! Hier soll es nicht krachen - die Community ist zu knuffig dafür.