Ich grüße euch herzlich.
Dann stoße ich mal die erste kontroverse Diskussion über die Eigenheiten menschlichen Vernunftsverständnisses an. Zu Beginn will ich gleich anmerken, dass ich niemanden in seiner Denkweise weder angreifen, noch diffamieren möchte.
Eigentlich habe ich es - sei es aus der Vernunft, wie sie im Alter wohl heranreifen soll - mittlerweile vermieden mich in religiöse Debatten einzumischen, da der Wunsch beider Seiten den Diskussionsgegner von seiner Meinung zu überzeugen, bezüglich einer solch verwurzelten Thematik eigentlich unerfüllbar bleibt. Dennoch bin ich während meiner harten Arbeit über diesen wundervollen Blogeintrag gestoßen:
Astrodictium-Simplex
(Für uneingeweihte hier der Verweiß auf den Ursprung der Bewegung:
Fliegendes Spaghettimonster)
Interessanter als den Artikel finde ich die darunter befindliche Diskussion. Ebenso amüsant wie erschreckend. Auf diesem Wege habe ich mir überlegt, mit wem man in aufrichtigem Diskurs über seine Auffassungen reden könnte: Kurzum das BA-Forum eignet sich meines Erachtens nach ideal dazu.
Ich versuche euch mal meine Perspektive zum Thema Religionen und der Mensch zu erläutern (und verzeiht mir, wenn ich manch philosophischen Gedanken mit einbaue ):
Des Menschen wertvollstes Gut ist gleichzeitig sein schlimmer Albtraum: Seine Fähigkeit des komplexen Denkens. Die, im verlaufe von Jahrmillionen mit voranschreitender Selektion und Mutation entwickelte Intelligenz des heutigen Homo Sapiens Sapiens brachte unweigerlich die Gier nach Verständnis und Hintergrundwissen mit sich. Tatsächlich handelt es sich um einen Urinstinkt des Menschen, alles zu hinterfragen - Am Besten zu veranschaulichen in den Handlungen kleiner Kinder: Nicht Zerstörungswille ist der Grund für das Auseinandernehmen von Mutters Fotoapparat, sondern die Suche nach dem Grund, nach der Funktion. Mit einher geht, neben dem unbändigen Drang nach Wissen der unbändige Zwang, Nichtwissen nicht hinnehmen zu wollen. Einem voranschreitenden Geist ist das Aufgeben ein Frevel. Doch was tut ein komplexer Denkmechanismus in solch einer Situation der Unfähigkeit etwas erklären zu können? Er entwickelt Theorien - die solange Bestand halten, bis deren Ursache empirisch erklärt werden konnte. Erste Gottheiten und Fabeln, die in manchen Völker- oder Kulturkreisen bis heute präsent sind, entwickelten sich aus Naturphänomenen. Aufgelöst und entmystifiziert nur in entwickelten Regionen der Erde aufgrund wissenschaftlichen Fortschritts. Dass jeder Mensch in sich exakt diesen Zwang nach Wissen und je nach Geistesstand diesen unwillkürlichen Pfad zu irgendeiner Religion trägt, äußert sich in der Tatsache, dass sich in jeder Kultur, unabhängig und getrennt von anderen Kulturen, eigene Religionen und damit verbundene Verhaltensmuster entwickelt haben.
Die einzige Basis der abrahamschen Religionen ist die unerforschte Ungewissheit des Todes. Und auch hier spiegelt sich das nicht hinnehmen wollen als ein Zwang der Menschen wieder. Es wird abermals ein Gott erzeugt, dessen damit verbundene Mythen über Jahrtausende immer weitere Wogen schlagen. Bizarr ist die Entwicklung eines religiösen Fanatismus aus diesen Denkweisen heraus. Das Verhalten und die Reaktionen tiefreligiöser Menschen auf fremde Handlungen, die das eigene Verständnis und Weltbild (vielleicht sogar auf erschreckend plausible Weise) infrage stellen, ruft eine innere Panik in diesen Menschen hervor. Sucht man nach einem ähnlichen Verhaltensmuster, so trifft man sehr schnell auf das Krankheitsbild der Zwangsneurose. In beiden Fällen wird der Betroffene von einem inneren Drang – teilweise aus dem Unterbewusstsein heraus – zu Handlungen gezwungen.
Zitat Wikipedia:
„Zwanghaft gegen oder ohne den Willen ausgeführte Handlungen. Beim Versuch, die Handlungen zu unterlassen, treten massive innere Anspannung und Angst auf.“ (Deister, 2001, S. 127f)
Rationale Argumente, die diesem Zwangsdenken entgegenwirken, verursachen bei einem tiefenpsychologisch eingefahrenen, religiösen Menschen Ängste bis hin zu Panik.
Ich für meinen Teil betrachte offene Fragen der Menschheit relativ analytisch und unromantisch. Für mich ist die Entwicklung von Eiweißen aus einer, wenn wir den Faktor Zeit eliminieren, sicherlich unendlich häufig aufgetretenen, glücklichen Verkettung von Umständen ein Ergebnis physikalischer und chemischer Logik. Die sich daraus bildenden Enzyme und Bakterien taten dann ihr übriges über Jahrmilliarden hinweg. Über die Frage nach dem Ursprung muss sich der Mensch ein Unverständnis eingestehen: Es muss eine Unendlichkeit existieren. Denn selbst wenn vor einem Geschehnis, ein anderes bestanden haben soll, so muss davor auch ein Ursprung vorhanden gewesen sein und so weiter…
Was nach dem Tod kommt kann ich selbstverständlich nicht sagen, aber wenn ich mir die Komplexität des menschlichen Gehirns, aus Abermilliarden synaptischer Verbindungen, getrieben von Elektronenströmen ansehe, die in ihrer gewaltigen Größe das Ego einer Seele erzeugen, so ist es dennoch leider so, dass in dem Moment, indem die Ströme zu fließen aufhören alles andere mit erlischt. Die Milliarden Jahre nach dem Ableben ziehen in eben derselben Geschwindigkeit vorbei, wie sie es vor der Geburt taten.
Was einzig bleibt ist die Ehrfurcht vor dem, was Glaube bewegen kann. Es ist die unermüdliche Hilfe und Aufopferung gläubiger Menschen, die vielen Notleidenden halfen und noch immer helfen – auch wenn sie dies in letzter Instanz nur um ihretwillen tun, nämlich in einen göttlichen Himmel aufsteigen zu dürfen.